Noch lange Zeit wird ein Mix aus unterschiedlich automatisierten Fahrzeugen zusammen mit dem Fuss- und Veloverkehr unser Strassenbild prägen. Durch diesen Mischverkehr entstehen grosse Herausforderungen für die Verkehrssicherheit – ganz besonders im Zusammenspiel zwischen Automobilisten, Umfeld und Fahrzeug.
Bis die ersten selbstfahrenden Autos auf den Markt kommen, wird noch viel Zeit vergehen. Aber bereits jetzt beginnt eine Übergangsphase, in der das zunehmend assistierte und automatisierte Fahren neue Herausforderungen für die Verkehrssicherheit bringt. Es braucht deshalb weitere Forschung – als Grundlage dafür hat die BFU einen Bericht zum automatisierten Fahren herausgegeben. Jede Automatisierungsstufe bringt neue Probleme. Die Sicherheit darf bei aller Begeisterung über die Einführung von automatisierten Fahrzeugen nicht aus den Augen verloren werden.
Der Lenker/die Lenkerin
Der Mensch bleibt noch lange Zeit eine wichtige Rückfallebene für die Verkehrssicherheit. Seine Rolle wird aber zunehmend diffus: Mit fortschreitender Automatisierung wird der Fahrer schrittweise von der eigentlichen Fahraufgabe entbunden. Wenn er gar nicht mehr steuern, sondern nur noch das Fahrzeug überwachen muss, wird das über längere Zeit zu einer besonders ermüdenden Aufgabe. Vigilanzminderung, fehlendes Situationsbewusstsein und sicherheitskritische Verhaltensweisen (z. B. Ablenkung) sind die Folge. Wenn der Lenker spontan dazu aufgefordert wird, die Lenkung wieder zu übernehmen, können dabei sicherheitskritische Fahrsituationen entstehen. Viele Verkehrsteilnehmende schätzen zudem die Funktionalität der Systeme und vor allem auch deren Grenzen falsch ein. Dies kann zu unangemessenen Erwartungshaltungen, Übervertrauen und riskanten Verhaltensanpassungen führen.
Das Fahrzeug
Die Sensorik moderner Fahrzeuge funktioniert zwar bereits sehr gut, aber bei der Erkennung von teilweise verdeckten Objekten und bei der Einschätzung der Verkehrssituation sowie der damit verbundenen Gefahren ist der Mensch der Maschine immer noch weit überlegen. Im Zusammenhang mit der Programmierung der Fahrzeuge kann es auch zu einem Zielkonflikt zwischen einem möglichst sicheren und gleichzeitig flüssigen Fahrstil kommen. Zu vorsichtig programmierte Fahrzeuge können durch nicht-intuitive Manöver Unfälle provozieren. Durch eine progressivere Programmierung der Fahrzeuge können auf der anderen Seite Gefahren wie im heutigen konventionellen Verkehr bestehen bleiben.
Das Umfeld
Die Interaktion und Kommunikation mit anderen, vor allem nicht-automatisierten Verkehrsteilnehmenden wie Fussgänger und Radfahrer kann zu Missverständnissen führen. Dabei entsteht die Gefahr, dass die Botschaften nicht eindeutig verständlich oder im Widerspruch mit den non-verbalen Botschaften der Fahrzeuglenkerin stehen. Das Verhalten und die Signale von nicht-automatisierten Verkehrsteilnehmenden im heutigen Verkehr sind zudem häufig subtil und deshalb für Systeme automatisierter Fahrzeuge nur schwer «lesbar». Dies bedeutet, dass z. B. nicht nur die Radfahrerin und der Radfahrer selbst, sondern auch deren Handzeichen und Bewegungsmuster sicher erkannt und eine fehlerfreie Interpretation der Körpersprache erzielt werden müssen.
Die vollständige Publikation findet sich hier:
Automatisiertes Fahren: Aspekte der Sicherheit bei einer zunehmenden Automatisierung des Strassenverkehrs in der Schweiz hier als PDF herunterladen.