Der Notbremsassistent von Personenwagen erkennt Hindernisse.
Forschung und Recht

Notbremsassistenten in Autos: Internationaler Test zeigt hohes Potenzial, aber auch Optimierungsbedarf auf

Von BFU Sep 22, 2021

Ein umfassender Praxistest des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) und der BFU (Beratungsstelle für Unfallverhütung) zeigt, dass Notbremsassistenten von Personenwagen bei Tag und klarem Wetter schon jetzt einen wertvollen Beitrag für die Verkehrssicherheit leisten. Optimierungsbedarf gibt es allerdings noch ausserhalb der gebräuchlichen Testszenarien – etwa bei Regen, Nebel und schlechten Lichtverhältnissen.

Gerade unter den verletzlichen Verkehrsteilnehmern, d.h. bei Fussgängern und Radfahrenden, steigen die Unfallzahlen. Fahrerassistenzsysteme – und Notbremsassistenten im Besonderen – haben dabei das Potenzial, derartige Unfälle verhindern oder ihre Folgen mindern zu können. Um der Frage nachzugehen, wie gut aktuelle Notbremsassistenten in Autos derzeit funktionieren und Unfälle verhindern können, wurden in einem länderübergreifenden Projekt des KFV und der BFU mehr als 200 Fahrtests durchgeführt. Getestet wurde der Notbremsassistent in Personenwagen in gezielt ausgewählten realen Szenarien, d.h. nicht nur bei optimalen Witterungsbedingungen, sondern auch bei Regen, Nebel und schlechten Lichtverhältnissen – mit verschiedenen Dummies, Sensorgenerationen und wechselnden Fahrtgeschwindigkeiten.

Das Ergebnis: Bei Tag und klarem Wetter funktionieren PW-Notbremsassistenten bereits sehr gut. Bei ungünstigeren Witterungs- und Lichtverhältnissen sieht es hingegen heute noch anders aus: Denn im Zuge der Funktionstests wurde sichtbar, dass Notbremsassistenten bei Regen, Nebel und schlechten Lichtverhältnissen noch nicht immer die Objekte erkennen und eine Notbremsung einleiten.

Kinder, Fussgänger, Fahrradfahrer werden grundsätzlich gut erkannt

Ein erfreuliches Ergebnis der Versuche ist, dass Kinder, Fussgänger und Fahrradfahrer von Notbremsassistenten bei guten Licht- und Witterungsbedingungen grundsätzlich gut erkannt werden, auch wenn diese aus einer verdeckten Position heraus die Strasse überqueren. Zudem lässt sich aus den Resultaten aus dem Projekt ableiten, dass Notbremsassistenten in neueren Fahrzeuggenerationen bereits wesentlich besser funktionieren als jene in älteren. Dies zeigt, dass Notbremsassistenten bereits jetzt zu Lebensrettern werden können und das Potenzial für die Zukunft gross ist. Bei Regen, Nebel und schlechten Lichtverhältnissen war die Zuverlässigkeit von Notbremsassistenten allerdings nur eingeschränkt gegeben. Gerade bei schlechten Witterungs- und Lichtverhältnissen sind andere Verkehrsteilnehmer für Lenkende oft schwer zu erkennen – und von entsprechend grosser Relevanz ist es, dass Notbremsassistenten hier zuverlässig funktionieren. Deshalb wäre es wichtig, dass Notbremsassistenzsysteme standardmässig auch unter möglichst realen Bedingungen, speziell bei Regen und Dunkelheit, getestet werden, so die Erkenntnisse der Forschenden.

Realisiert wurden die Versuche in der Aussen- und Innenanlage des CARISSMA (Center of Automotive Research on Integrated Safety Systems and Measurement Area) Testzentrums der Technischen Hochschule Ingolstadt.

Fazit des Tests

KFV und BFU wollen die Untersuchung der Fahrerassistenzsysteme weiter vorantreiben und die autofahrende Bevölkerung über deren Sicherheitsnutzen informieren. Gleichzeitig gilt es ein Übervertrauen in solche Systeme vonseiten der Nutzenden zu verhindern.